Hier findest Du eine Übersicht einiger Jugendkulturen / Subkulturen der vergangenen Jahrzehnte: Rockabilly, Hippies, Punks, Gothics, Metaller, Rocker, Raver, HipHopper, SteamPunks, Emos, Hipster, E-Girls und E-Boys.
Klick einfach auf die Szene, über die Du etwas erfahren möchtest. So gelangst Du zur entsprechenden Seite!
Über meinen Versuch, Jugendkulturen zu beschreiben
Bei dem Versuch, mehr über frühere und momentan aktive Jugendszenen herauszufinden, musste ich bald feststellen, dass es nicht so einfach ist, Leute in Kategorien einzuteilen. Die Schubladen quellen IMMER über!
Szenen sind “wolkige” Formationen: Sie sind ständig in Bewegung und ändern fortwährend ihre Gestalt. Aus der Ferne scheinen die Ränder scharf zu sein und eine klare Gestalt zu ergeben. Je mehr man sich ihnen jedoch nähert, desto stärker verliert sich dieser Eindruck. Abgrenzungen erweisen sich als äußerst diffus, die Ränder überlappen sich mit anderen Szenerändern oder erstrecken sich – nach unterschiedlichen Richtungen ausfransend – in heterogene Publika hinein (Hitzler / Bucher / Niederbacher 2001: S. 211; nach Farin 2006: S. 77f).
Ich würde auch niemals behaupten, dass die Liste hier vollständig ist. Es gibt viel zu viele, um alle abbilden zu können.
Von manchen weiß ich mehr, von anderen weniger. Wenn mir Wissen fehlte, habe ich recherchiert (die Links zu den Quellen sind stets am Ende der Seite). Aber um wirklich sagen zu kennen “ich bin Experte für Jugendkulturen”, reicht Lesen sicher nicht. Die Angaben sind folglich ohne Gewähr.
Um die Jahrtausendwende herum war ich selbst in einigen Subkulturen unterwegs. Aber sogar über die Milieus, die ich kenne (oder damals kannte), kann ich nicht verallgemeinernd sagen, was sie ausmacht, denn die Grenzen sind fließend.
Subkulturen überschneiden sich und gehen in neue über. Elemente der Vergangenheit werden aufgegriffen und mit Neuem kombiniert.
Auch Klaus Farin, der sich intensiv mit Jugendkulturen befasst hat, stellte fest:
[…] natürlich gilt auch für die Angehörigen jeder dieser Szenen, und seien sie noch so uniform gewandet, daß sie mitunter bei Nahsicht sehr verschieden ausfallen. Individuen eben. Wie du und ich. Alle Versuche, die Jugend auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, sind folglich von vornherein zum Scheitern verurteilt (Farin 1998: 10)
Mein Leben ist zu kurz, um allen Szenen anzugehören. Selbst die, denen ich zeitweise angehörte, haben sich weiterentwickelt.
Deswegen gilt: Insider dürfen sich gerne bei mir melden und mich auf den neuesten Stand bringen. Ich freue mich immer über ein anregendes Gespräch (solange es freundlich bleibt)!
Typisch Mann und typisch Frau?
Was mir auch auffiel: wie konstruiert doch unsere gesellschaftlichen Definitionen von Mann und Frau sind. Und wie sie sich allein im letzten Jahrhundert gewandelt haben.
Noch krasser sind die Unterschiede, wenn Du noch ein paar Jahrhunderte weiter zurückreist. Schau Dir mal an, was Männer da getragen haben: Langhaarige Perücken mit Locken, Röcke, hochhackige Schuhe und Schminke!
Unter Vintage Fotoshooting kannst Du nachlesen, was ich meine: In den 1920ern hatten Frauen vorwiegend kurze Haare und Kleidung, die entweder Kurven versteckte oder gleich androgyn wirkte.
In den 1950ern zeigten Frauen ihre Kurven. Männer machten einen auf besonders männlich mit Zigaretten, Lederjacken und Motorrädern.
In den 1960ern wurde die Frauenmode mutiger. Miniröcke und Minikleider zeigten viel Bein. Damit wurde es schick, dürr und mädchenhaft zu sein.
Die 1970er öffneten neue Möglichkeiten für alle Geschlechter, sich modisch auszudrücken: Frauen trugen auch Hosen. Männer lange Haare. Blumen waren für alle da.
In den 1980ern war dann sowieso alles möglich, egal wie verrückt.
In den 1990ern und 00er Jahren existierten viele Subkulturen relativ friedlich nebeneinander. Bis auf die Neonazis — die mochte keiner!
Denn keine in Deutschland lebende Generation wurde derart “multi-kulturell” sozialisiert wie heutige Jugendliche [der 90er]. Die Ablehnung von Neonazis und Rassismus ist ein zentraler Image-Wert fast aller gegenwärtigen Jugend(musik)kulturen von Punk und HipHop über Hardcore und Grunge bis zu House und Techno. Acht von zehn Jugendlichen wollen mit Rechtsradikalen und Gewalttätern nichts zu tun haben. (Farin 1998: S. 12, vgl. SHELL-Studie,1997)
Ich übrigens auch nicht. Bin nämlich in den 90ern groß geworden. Und im Gegensatz zu manch anderen Altersgenossen bleibe ich dabei: Mit Radikalen will ich nichts zu tun haben, egal woher sie kommen.
Nazis fotografiere ich nicht
Jetzt, in den 2020ern, kriegen die Nazis wieder Zulauf. Das ist wohl der Gegentrend zum Multi-Kulti der Millenials?
Allerdings sehen sie nicht mehr aus wie Hooligans und behaupten, sie wären nicht “rääächts”. Können sie schon tun, aber Taten sagen nunmal mehr als Worte.
Vorwiegend Männer fordern wieder “Frauen zurück an den Herd” und manche weibliche Exemplare finden das offenbar auch noch gut.
(Also, zumindest in der Theorie. In der Praxis ist das dann sicher nicht mehr so romantisch wie in der Vorstellung.)
Nun, ich fände das vollkommen in Ordnung, wenn sie das für sich selbst entscheiden würden. Aber sie wollen das ja dann für alle Frauen festlegen!
Bäh… Ich finde das unerträglich. Können wir Faschismus bitte überspringen und bei den Hippies weitermachen, wenn wir schon in die Vergangenheit reisen müssen?
Oder wie wäre es, wenn wir uns weiterentwickeln? Nur so eine Idee!
Bei den Subkulturen hier kommen Neonazis bewusst nicht vor. Das ist kein Lexikon, sondern nur eine unvollständige Beschreibung von Mode und Jugendkulturen des letzten Jahrhunderts.
Sie dient allein dem Zweck, Inspirationen für ein Fotoshooting bei mir zu finden. Nazis will ich nicht fotografieren. Intoleranz tolerierere ich nicht. Deswegen gibt es sie hier nicht.
Ich habe da ein paar Fragen an die Menschen der 2020er:
Wieso ist Hautfarbe immer noch wichtig?
Weshalb stehen uns Religionen immer noch im Weg?
Warum lassen wir uns immer noch diktieren, wie Männer und Frauen zu sein haben?
Aus welchem Grund müssen wir überhaupt in „Frauen“ und „Männer“ unterteilen?
Wieso können wir nicht einfach nur sein?
Jugendkulturen heute: tot oder nur anders?
Im Internet werden die Emos manchmal als letzte echte Jugendkultur bezeichnet. Der Begriff “Subkultur” ist aber recht schwammig. Wikipedia schreibt:
Eine Subkultur bezeichnet den mehr oder weniger deutlich umrissenen musikalischen Stil einer Gruppe von zumeist jugendlichen Menschen mit den dazugehörigen sprachlichen, sozialen und modischen Etiketten.
Der Begriff hat sich als Gegenüberstellung zum Begriff Mainstream etabliert. Während Mainstream nur mit dem Gegensatzpaar Pop/Rock definiert werden kann, weil spezifische Merkmale fehlen, definieren sich Musiker in den Subkulturen anhand bestimmter musikalischer Formeln.
Mit der bisherigen Definition gibt es nun seit kurzem ein paar Probleme:
Keine einheitliche Musik: Musik als gemeinsamer Faktor ist inzwischen nicht mehr zwingend gegeben. Bereits die Emos hörten ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr dieselbe Musikrichtung.
Weniger sichtbar: Die Jugendlichen hängen mehr im Internet ab als auf der Straße. Deshalb sind neue Jugendgruppen für Außenstehende weniger gut sichtbar.
Kein Mainstream: Es gibt keinen Mainstream mehr, der allen dieselben Inhalte präsentiert. Es gibt nun Bubbles, die von den Social-Media-Kanälen wie TikTok und Instagram auf die persönlichen Interessen zugeschnitten werden. Die Entwicklung ging von einer Monokultur für alle (Radio, Fernsehen, Kino) hin zu einer Polykultur.
Folglich braucht es keine Gegenbewegung zum Mainstream mehr. Ein “Gegen die Gesellschaft” kann es dennoch geben – nur eben nicht gegen den Mainstream, wie er oben definiert ist.
Ein unüberschaubares Angebot kann einsam machen
Ohne Mainstream ist jede Richtung eine Nische. Das macht es schwer, als Musiker:in oder Künstler:in groß zu werden. Gleichzeitig ist es auch als unbekannte Person möglich, auf Social Media Anerkennung zu gewinnen.
Anerkennung, die in früheren Generationen anders gewonnen werden musste, nämlich durch das Perfektionieren des internen Szene-Codes (im HipHop zum Beispiel durch illegale Graffitis).
Wobei dafür auch wahnsinnig große Mühen vonnöten sind, wenn jemand erfolgreicher Influencer werden und bleiben möchte – aber hallo!
Bubbles sind einerseits interessant, weil Du schnell Türen zu anderen Welten finden kannst. Andererseits macht es aber auch einsam. Es ist schwerer, unter dieser Fülle an Möglichkeiten Anschluss zu Gleichgesinnten zu finden.
Das entstandene Vakuum nutzen gerade die Faschisten sämtlicher Länder aus. Sie bieten einen gemeinsamen, aber leider haarsträubenden Nenner: Die Gruppenzugehörigkeit auf Kosten anderer.
Ob der Begriff “Jugend- / Subkultur” wohl noch abgeändert wird, um die neuen Entwicklungen zu berücksichtigen?
Also, das weiß ich nicht, ich kann nur spekulieren. Die Zeit wird zeigen, ob davon dann irgendwann etwas im Nachhinein als “Jugendkultur” klassifiziert wird. So läuft das ja meistens ab.
E-Girls und E-Boys halte ich persönlich zwar schon für eine Jugendkultur, aber ich kann derzeit noch keine eigene Seite erstellen, weil mir Bildmaterial fehlt. Ich habe eine Menge recherchiert, aber nur Text ohne Bilder ist halt irgendwie traurig…
Sorry, wenn Du Egirl oder Eboy bist! Schreib mir gerne, wenn Du bereit wärst, Fotos von Dir beizusteuern oder ein Fotoshooting bei mir zu machen. Sobald ich genug Bilder habe, die ich verwenden darf, reihe ich euch in die Subkulturen mit ein und ihr bekommt euer eigenes Special!
Bis dahin sind Ekids bei Fantasy & Cosplay mitgemeint. Schließlich lassen sie sich vom Look her ebenfalls von Japan und Korea inspirieren.
Boho und Hipster ist für mich persönlich ein Vintage-Look. Deshalb findest Du sie dort. Dennoch habe ich Boho, Hipster und E-Kids hier für Dich verlinkt. Dann musst Du nicht extra suchen. Klick einfach auf die entsprechende Collage!
Eine Sache ist jedoch definitiv gleich bei jeder Generation: Wie immer wird viel Negatives über „die Jugend von heute“ (also derzeit Generation Z) gesagt.
Als faul und asozial wurde wahrscheinlich schon jede:r bezeichnet, der* oder die* schon einmal jung war (also alle).
Das gehört schon seit spätestens der Antike zum traditionellen Konflikt zwischen Erwachsenen und Jugendlichen. Und es ist immer dieselbe Leier!
Quellen der Inspiration:
“Subkultur (Musik)” (Wikipedia)
“Why is Emo popular again?” (YouTube Video von The Punk Rock MBA 2023, abgerufen am 26.09.2024)
Und für Bücherwürmer:
Farin, Klaus (1998): Jugendkulturen zwischen Kommerz & Politik. Bad Tölz: Thomas Tilsner.
Farin, Klaus (2006): Jugendkulturen in Deutschland 1990 – 2005. Paderborn: Bonifatius Druck.