Hast Du Lust, mit mir 100 Jahre zurück in die Vergangenheit zu reisen und ein Fotoshooting im Stil der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zu machen? Lies nach, was damals so passiert ist und welche Kleidungsstile modern waren.
Leider habe ich noch kein Fotoshooting gemacht, das von den 20er Jahren inspiriert wurde. (Nur fast einmal einen Mann im Dandy Look, aber das klappte dann doch nicht.) Deswegen gibt es hier noch keine Bilder von mir zu sehen. Wenn Du ein 20er Jahre Fotoshooting buchst, bekommst Du also garantiert einen Ehrenplatz hier:
Der Erste Weltkrieg war vorbei, die Inflation überwunden. In den Goldenen 20er Jahren oder “Roaring Twenties” wollte man endlich wieder leben und das Geschehene vergessen.
Die Wirtschaft boomte und immer neue Varietés und Theater in den Großstädten sorgten dafür, dass eine neue Lebensfreude aufkam, die alle Bereiche der Gesellschaft beeinflusste.
Auch die Mode hatte sich stark gewandelt: Weg von den verstaubten, verklemmten Moralvorstellungen der Kaiserzeit, hin zu einem freien, selbstbewussten Lifestyle, der pure Lebensfreude widerspiegelte.
Die neuen Trends wurden durch das Kino, das in diesen Jahren durch die ersten Tonfilme eine immer größere Beliebtheit erfuhr, schneller und nachhaltiger transportiert als je zuvor. Die jungen Stars der Zeit wie Marlene Dietrich und Greta Garbo, die in den 20er Jahren ihre Karrieren starteten, wurden zu Trendsettern und zum Vorbild für das Modeverständnis einer ganzen Generation.
Diese Fotos der Schauspielerinnen Louise Brooks (links) und Joan Crawford (rechts) von 1927 zeigen den typischen Look der Flapper Girls. Sie stammen aus der George Grantham Bain-Sammlung der Library of Congress. Laut der Bibliothek gibt es keine bekannten Copyright-Einschränkungen. Quellen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Louisebrooks1.jpg?uselang=de https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Joancrawford3.jpg?uselang=de
Flapper Girls
Die Gleichberechtigung der Geschlechter war ein großes Thema. Die Frauen der 20er Jahre arbeiteten (40 % waren nach dem Krieg erwerbstätig), rauchten in der Öffentlichkeit (u.a. diese extrem lange Zigarettenspitzen), fuhren Fahrrad und gingen am Abend aus.
Diese neu erlangte Emanzipation und Freiheit machte sich auch in der Kleidung bemerkbar. Locker, leicht und luftig, so sollte die Mode sein.
Die Schnitte der knielangen Hängekleider der Flapper Girls leiteten die Blicke weg von der Brust und der Taille hin zur Hüfte, die darüber hinaus noch durch raffinierte Accessoires wie Gürtel oder Stoffschleifen betont wurde. Der Rock der Kleider fiel sanft glockenförmig, lag in Falten oder hatte einen Zipfel. Der Ausschnitt der Kleider war relativ geschlossen.
Fotos von Marlene Dietrich im Garçonne-Look. Links: Marlene Dietrich wurde von dem Polizeipräfekten von Paris, Chiappe, unter Androhung der Verhaftung, verboten sich öffentlich in Männerkleidern zu zeigen.
Bei ihrer Ankunft in Europa erschien sie im Anzug. Stabil! | rechts: Marlene Dietrich im Film Marokko im Garçonne-Look mit Anzug, Zylinder und Zigarette. Diese Fotos sind gemeinfrei. Quellen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_102-14627,_Marlene_Dietrich.jpg https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marlene_Dietrich_in_Morocco_2.jpg?uselang=de
Garçonne-Look
Der Garçonne-Look kam in Mode, eine Mischung aus femininen und maskulinen Elementen. Dieser androgyne Stil verzichtete bewusst auf die Betonung der weiblichen Kurven.
Erstmals trugen Frauen Hosen, weite Hemden, Anzüge sowie andere von Männerkleidung inspirierte Mode, was bis dahin absolut undenkbar gewesen war. Ausgelöst wurde dieser Trend durch Marlene Dietrich. Da in den Goldenen Zwanzigern keine Hosen für Damen hergestellt wurden, griff die Schauspielerin im Film „Marokko“ auf Männerbekleidung zurück. Der Name “Marlenehose” geht auf sie zurück.
Die 20. Jahrhundert Mode wurde geprägt von vielen namhaften Modeschöpfern und Designern. Dazu gehörte zum Beispiel Coco Chanel, die nicht nur das “Kleine Schwarze” kreierte, sondern auch den Bob als Frisur modern machte, passend zum Unisex-Look.
Trägst Du gerne unisex? Oder bist Du vielleicht sogar nicht-binär? Dann ist der androgyne Kleidungsstil der 20er Jahre sicher das Richtige für Dich!
Links: Gemeinfreies Werk der deutsch-jüdischen Fotografin Yva (Else Ernestine Neuländer-Simon) mit dem Titel “Charleston” von 1926-1927. Sie wurde 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet. | rechts: Foto der Schauspielerin Mary Eaton aus der George Grantham Bain-Sammlung der Library of Congress. Laut der Bibliothek gibt es keine bekannten Copyright-Einschränkungen. Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Yva_Charleston_1926-1927.jpg https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Maryeaton.jpg
Charleston: Federn, Fransen, Firlefanz
Schnell und provokant, der Charleston war der perfekte Tanz für ein Jahrzehnt, das mit gesellschaftlichen Konventionen brach und mit unerhörter Geschwindigkeit neue Ideen in allen Bereichen des täglichen Lebens ausprobierte.
Für einen solch dynamischen Tanz benötigte man natürlich die passenden Kleider, die genauso aufreizend und provokant sein mussten wie der Tanz selbst. Die Länge der neuen Outfits ließ einen ungetrübten Blick auf die Beine zu und der Schnitt war eng, aber bequem.
Da die Abendkleider der Freizeitmode glichen, legten die Designer der Zwanziger Jahre besonderen Wert auf die Materialauswahl. Pailletten, Perlen, Fransen, Federn und Volants aus hauchfeiner Seide nahmen den Anspruch der Goldenen Zwanziger Jahre wortwörtlich.
Die dünnen Kleider wurden mit Capes oder Mänteln kombiniert. Perlenketten, Federboas, mit Glasperlen bestickte Stirnbänder, Spangenschuhe und funkelnde Handtaschen komplettierten den Look.
Dieser war für konservative Moralapostel völlig unakzeptabel. Ihre verstaubte Welt wurde bedroht von den Anhängerinnen der Charlestonmode, die als verkommene Lebedamen Alkohol trinkend und rauchend die Männerwelt aufmischten, um sich ihren Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen.
Magst Du es schick? Hast Du Lust auf Federboas, Fransenkleider und vornehme Stirnbänder? Dann ist die Charleston-Mode der 20er Jahre perfekt für Dich!
Herrenmode der 1920er Jahre
Ein Mann zog sich zu einem besonderen Anlass einen schlichten, dunklen Smoking oder einen Frack an. Dazu trug er Krawatte, Gamaschen und Armbanduhr.
Wer diese modische Zurückhaltung für sich nicht annehmen konnte, waren die Dandys der Zwanziger Jahre. Sie zeigten sich in hellen, gut geschnittenen Anzügen. Im Alltag kleidete sich dieser Lebemann in eine lässige weiße Hose, die er mit einem gemusterten Pullover kombinierte.
Der Durchschnittsmann in den Zwanziger Jahre begnügte sich im Alltag mit einem einfachen Freizeitanzug. Am Anfang des Jahrzehnts war das Sakko mit zwei Knöpfen recht figurbetont geschnitten, wirkte jedoch durch seine hohe Taille etwas gedrungen.
Später, auch inspiriert durch die Mode der Jazzmusiker, wurden die Sakkos weiter und legerer. Die Polsterung wurde minimiert und der Mann im Anzug insgesamt ansehnlicher.
1925 wurde ein Anzug eingeführt, den Männer auch heute noch sehr gern zu festlichen Veranstaltungen am Tag tragen. Der Stresemann besteht aus einem schwarzen Sakko mit grauer Weste.
Kombiniert wird der Einreiher mit einer grauen oder hellen Krawatte und einer Hose mit feinem Streifen. Dazu trug Mann einen Homburg aus Filz mit relativ breitem Hutband oder eine abgerundete Melone, mit der Charlie Chaplin berühmt wurde.
Mann und Hut waren in den Zwanziger Jahren untrennbar. Zum Freizeitlook durfte es dann auch schon mal eine Stoffmütze sein.
Knickerbocker sind ein weiteres Kennzeichen der Männermode in den Zwanzigern. Die legeren Kniebundhosen wurden mit passenden Socken kombiniert.
Lust auf einen Nostalgie-Trip mit Schirm, Charme und Melone? Oder doch lieber als Dandy in weißer Hose und gemustertem Pulli?
Quellen der Inspiration:
“1920er” (Meine Bildersammlung bei Pinterest)
“20er Jahre Mode” (20jahrhundert.de)
“1920s Men’s Fashion Guide: Style of the Roaring Decade” (The Fashionisto)
“20er Jahre Mode: Da sind die Looks der ‘Roaming Twenties'” (gofeminin)
Und für Bücherwürmer:
Black, Alexandra et al. (2021): Mode: Die visuelle Geschichte. 3000 Jahre Trends, Stile, Designer.
Präsentiert in über 2500 detailreichen Bildern. London / Delhi: DK Verlag